Welche Bandbreite benötigen Unternehmen für ihre IP-Telefonie?

Für Erreichbarkeit und optimale Sprachqualität

9.9.2019 - Ralf Sommerfeld

Für viele Unternehmen ist die Telefonie von zentraler Bedeutung. Daher muss bei Voice over IP (VoIP) gewährleistet sein, dass sowohl die IP-Telefonie als auch weitere kritische Anwendungen reibungslos funktionieren, die sich Firmennetzwerk und Internetzugang teilen. Neben einem optimal konfigurierten Netzwerk ist eine ausreichende Bandbreite des Internetanschlusses entscheidend.

 

Wieviel Bandbreite benötigt meine IP-Telefonie?

Die benötigte Bandbreite ist vor allem davon abhängig, welche Codecs zur Übertragung eingesetzt werden. Angaben gehen von 64 bis zu über 100 Kbit/s pro Sprachkanal, jeweils für Upload und Download. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man etwas höher schätzen, i.d.R. von 80 bis 100 Kbit/s. Bei 100 Kbit/s wären aufgrund der niedrigeren Upload-Geschwindigkeit mit ADSL zunächst bis zu 10, bzw. bei Annex J maximal bis zu 28 parallele Gespräche möglich. Diese Zahlen fallen in der Realität allerdings niedriger aus, da weitere IP-basierte Dienste die Internetleitung zusätzlich belasten.

 

Wie lässt sich die Bandbreitennutzung optimieren?

Interne Gespräche über das lokale Netzwerk routen

Während bei lokal betriebenen Telefonanlagen (inhouse, on-premise) interne Gespräche am selben Standort über das lokale Netzwerk laufen und die Internetverbindung nicht belasten, laufen Gespräche mit externen Teilnehmern immer über das Internet. Zusätzlich ist im Falle einer Cloud- oder Hosted-Telefonanlage im Vorfeld zu prüfen, ob auch die internen Gespräche zwischen internen Teilnehmern und Telefonanlage über den Internetanschluss laufen und die Bandbreite belasten würden. Bestimmte TK-Anlagen unterstützen, dass ein lokaler Session Border Controller (SBC) interne Telefonate erkennt und direkt über das lokale Netz leitet.

 

Bei einer zentralen Telefonanlage ist ein SBC sinnvoll, wenn etwa die Anbindung von Filialen, Außenstellen oder Heimbüros mit jeweils einer kleineren Zahl an Telefonen vorgesehen ist. Im Falle einer gehosteten Anlage meldet sich der lokale, also vor Ort im Unternehmen betriebene SBC bei der gehosteten Anlage an und weiß, welche Telefone an seinem und an anderen angebunden Standorten stehen. Der SBC erkennt, ob ein internes Telefon ein anderes internes Telefon anrufen will, und würde das Gespräch über das lokale Netzwerk leiten und nicht über das Internet. Es ist empfehlenswert, spätestens ab 10 Nebenstellen einen lokalen SBC einzusetzen.

 

Kein VDSL verfügbar, was nun?

Es ist also im Voraus zu klären, mit welchem Telefonie-Aufkommen gerechnet wird. Kritisch ist vor allem der Upload, doch noch immer ist schnelleres VDSL nicht an allen Standorten verfügbar. Während eine ADSL-Verbindung eine Downloadgeschwindigkeit von 16 Mbit/s bietet, beträgt die Upload-Geschwindigkeit im Falle von Annex B nur 1 MBit/s. Falls lediglich ADSL verfügbar ist, sollte für einen höheren Upload daher Annex J gebucht werden. Annex J erhöht den Upload auf bis zu 2,8 Mbit/s, da es einen größeren Frequenzbereich zur Übertragung des DSL-Signals nutzt. Es ist im Vorfeld zu klären, ob z.B. der eigene Router Annex J unterstützt.