Wie lassen sich Firmenstandorte vernetzen?

Standortvernetzung und Filialfähigkeit in der IP-Telefonie

9.9.2019 - Ralf Sommerfeld

Filialfähigkeit zur Standortvernetzung wird, wie auch die Anbindung von Heimarbeitsplätzen und Mobiltelefonen, von den meisten IP-Telefonanlagen unterstützt, sowohl von lokal betriebenen TK-Anlagen (inhouse, on-premise), als auch von Cloud-Telefonanlagen. Ortsunabhängikeit und standortübergreifende Nutzung auf Basis gemeinsamer Standards, IP-Netze und des Internets sind ein zentraler Vorteil der IP-Telefonie, bergen aber auch Risiken. Auch sollte im Falle von Telefonanlagen, die die Anzahl von gleichzeitigen Telefonaten über Lizenzen begrenzen, geklärt werden, ob dies auch die unternehmensinterne Kommunikation betrifft.

 

Cloud-Telefonanlagen

Cloud-Telefonanlagen sind aufgrund ihres dezentralen Ansatzes und ihrer Standortunabhängigkeit gut für eine Anbindung externer Mitarbeiter und Standorte geeignet, da ohnehin alle Nebenstellen eines Unternehmens über das Internet mit der Cloud-Telefonanlage verbunden werden. Über eine Weboberfläche im Internetbrowser können Mitarbeiter bequem und flexibel verwaltet, und Telefone an der Telefonanlage angemeldet bzw. abgemeldet werden, und das auch bei mehreren Standorten.

 

Ortsunabhängige SIP-Trunks

Da auch IP-basierte Telefonanschlüsse (SIP-Trunks) standortunabhängig eingesetzt werden können, ist es möglich, auch externen Mitarbeitern aus dem Heimbüro oder Außenstellen eine Rufnummer eines Rufnummernblockes zuzuweisen und Gesprächspartnern die vertraute Rufnummer des Unternehmens anzuzeigen. Umgekehrt ist es aber auch praktikabel, weiteren Firmenstandorten und Außenstellen eigene Rufnummern mit jeweiliger Ortsvorwahl zuzuweisen. Hierfür können mehrere SIP-Trunks innerhalb einer Telefonanlage registriert und die einzelnen Durchwahlen den Nebenstellen der entsprechenden Mitarbeiter zugewiesen werden.

 

Filialfähigkeit von Inhouse-Telefonanlagen

Auch bei lokal betriebenen On-Premise- oder Inhouse-Telefonanlagen reicht i.d.R. eine zentrale Anlage am Hauptstandort für die Anbindung von Heimarbeitsplätzen oder kleineren Außenstellen. Die einzelnen IP-fähigen Endgeräte können sich z.B. über eine VPN-Verbindung (Virtual Private Network) zur sicheren Telefonie direkt an der TK-Anlage anmelden. Bei einer solchen Verbindung wird auch von einem VPN-Tunnel gesprochen, wobei die komplette Datenübertragung verschlüsselt erfolgt. Zudem lassen sich je nach Anbieter mehrere Systeme, etwa an größeren Standorten, miteinander vernetzen.

 

Anforderungen und Umsetzung

Es ist sicherzustellen, dass der Internetanschlusses am Standort der Telefonanlage über ausreichende Bandbreite verfügt, um die Telefonie ohne Qualitätsverlust zentral darüber laufen zu lassen. Für den Fall von gehosteten Telefonanlagen oder Anbindung von Außenstellen an zentral betriebene TK-Anlagen ermöglichen bestimmte Anbieter, wie z.B. 3CX, dass ein lokaler Session Border Controller (SBC) sich an der TK-Anlage registriert. Der SBC erkennt Telefone an seinem und an anderen Standorten, und leitet Gespräche zwischen Teilnehmern an seinem Standort direkt über das lokale Netzwerk (LAN) anstatt über das Internet.

 

Für die einzelnen Standorte sollte jeweils auch die Netzwerkkonfiguration VoIP priorisieren (Stichwort: Quality of Service, QoS). Da je Gesprächskanal und Gesprächsrichtung etwa 100 Kbit/s an Bandbreite benötigt werden, kann bei Unternehmen mit größeren Standorten eine verteilte TK-Lösung sinnvoll sein. Dabei wird an den einzelnen Standorten jeweils eine IP-Telefonanlage eingerichtet. Die einzelnen TK-Anlagen werden dann jeweils bidirektional über eine verschlüsselte Verbindung miteinander verbunden, z.B. über einen VPN-Tunnel, und Gespräche werden darüber aufgebaut.

 

Während die Standortvernetzung via VPN sehr verbreitet ist, setzen einzelne Anbieter darauf, SIP- und RTP-Traffic über einen einzelnen TCP-Port zu übertragen, indem die Verbindung via SBC aufgebaut wird. Eine weitere Alternative ist STUN-Provisionierung einzelner Nebenstellen. Dabei handelt es sich um eine offene, unverschlüsselte Verbindung, die i.d.R. keine spezielle Netzwerkkonfiguration erfordert. Bei mehreren Geräten an einem Standort bietet sich aufgrund einfacherer NAT-Anbindung eher der Weg über SBC oder VPN an.