Kann ich meine alte TK-Anlage weiterverwenden?

Was Unternehmen dabei beachten sollten

4.12.2019 - Ralf Sommerfeld

Seit der Abschaltung von ISDN und Primärmultiplex (PMx) und der Umstellung auf All-IP stehen auch Betriebe mit vorhandenen Telefonanlagen vor der Frage, wie der Umstieg auf Voice over IP (VoIP) am besten umgesetzt werden kann.

 

Anbindung einer IP-Telefonanlage

Sollten Sie bereits eine IP-fähige Telefonanlage betreiben und einen neuen IP-Telefonanschluss oder IP-fähige Endgeräte beschaffen wollen, ist dies auf Basis des gemeinsamen SIP-Standards i.d.R. möglich. Sicherheitshalber sollte man sich aber immer bei den Anbietern erkundigen, ob die Kompatibilität gewährleistet werden kann. Insbesondere bei Telefonanlagen, zu denen die Hersteller eigene Endgeräte (Systemtelefone) oder Telefonanschlüsse anbieten, sollte erfragt werden, wie es um die Anbindung anderer Anbieter steht.

 

Anbindung einer ISDN-Telefonanlage

Rechnen sich Anbindung und Weiterbetrieb finanziell?

Falls es sich bei Ihrer Telefonanlage noch um eine ISDN- oder Primärmultiplex-Telefonanlage handelt, ist zunächst zu klären, ob ein Weiterbetreiben der Anlage technisch und wirtschaftlich Sinn macht. Bei Voice-over-IP (VoIP) werden die Gesprächsdaten zum Teil komprimiert und auf den Frequenzbereich der menschlichen Stimme hin optimiert. Dies kann zu Problemen bei Geräten führen, die auf eine möglichst bitgenaue Übertragung, Störsicherheit oder spezielle ISDN-Funktionen angewiesen sind. Vor allem bei älteren Telefonanlagen könnte eine Umstellung technisch nicht mehr möglich oder zu teuer sein. Dazu sollte Rücksprache mit dem Anlagenhersteller oder IT-Dienstleister geführt werden.

 

Wie lassen sich IP-Telefonie und ISDN-Telefonanlage verbinden?

Media-Gateways und Erweiterungsmodule

Je nach Hersteller und Anlage, kann die VoIP-Anbindung einer ISDN-Telefonanlage über ein Zusatzmodul des Anlagenherstellers oder ein Media- oder VoIP-Gateway denkbar sein, welches die Übersetzung zwischen der ISDN-Telefonanlage und dem IP-Telefonanschluss (SIP-Trunk) übernimmt. Die bisherige erweiterte TK-Infrastruktur, wie z.B. Faxgeräte, Türsprechstellen, Durchsage- und Alarmsysteme, ließe sich dann weiter an der alten TK-Anlage betreiben. Da über einen S0-Port maximal zwei Gespräche gleichzeitig geführt werden können, verfügen viele Media-Gateways über mehrere S0-Ports.

 

VoIP-fähiger Router

Für kleine ISDN-Anlagen reicht mitunter auch ein VoIP-fähiger Router, sofern dieser über einen S0-Anschluss verfügt. Für IP-basierte Telefonie entfällt die Signaltrennung in Telefonie und IP, und damit auch NTBA, ein Netzabschlussgerät für den ISDN-Basisanschluss und Splitter. Stattdessen kann an der mittleren Buchse der TAE-Telefondose ein Modem angebunden werden, oder der Router, falls das Modem im Router integriert ist. Je nach Router-Modell, ist die Telefonanlage dann am S0-Anschluss des Routers anschließbar und die gewünschten Rufnummern können an die Telefonanlage weiter delegiert werden. Um einen Rufnummernblock eines ISDN-Anlagenanschlusses weiterzubetreiben, müssen SIP-Trunks durch den Router unterstützt werden.

 

IP-Telefonanlage und sanfte Migration zu VoIP

Für eine längerfristige Investition und Nutzung aller Vorteile von VoIP, sollte die Anschaffung einer IP-Telefonanlage in Betracht gezogen werden. An vielen Modellen kann eine ISDN-Telefonanlage angebunden und dahinter weiterbetrieben werden. Zukünftige Nebenstellen und IP-fähige Endgeräte können dann per SIP an der IP-Telefonanlage angemeldet werden. Ein paralleler Betrieb beider Systeme kann auch der Einstieg in einen schrittweisen Übergang von ISDN zu Voice-over-IP (VoIP) sein, einer sogenannten sanften Migration. Dabei ist es möglich, bspw. Abteilungen nach und nach auf VoIP umzustellen und Mitarbeiter zu schulen. Alternativ zu einer lokalen Telefonanlage lohnt der Blick auf eine Cloud-Telefonanlage, die im Rechenzentrum eines Providers oder Hosting-Anbieters betrieben wird. Anstelle hoher einmaliger Anschaffungskosten fallen hierfür monatliche Gebühren an. Auch sind Cloud-Telefonanlagen i.d.R. leicht zu managen und flexibel erweiterbar.

 

In jedem Fall gilt es im Falle eines neuen IP-Telefonanschlusses zu überprüfen, ob die Bandbreite des Internetanschlusses für eine gute Sprachqualität ausreicht. Zudem sollte die Netzwerkumgebung für einen Umstieg auf VoIP optimiert werden.

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