Primärmultiplex - was steckt dahinter?

Und was es bei der Umstellung auf VoIP zu beachten gilt

4.12.2019 - Janine Juergens

Was ist Primärmultiplex?

PMxAs, PMx, S2M, E1 oder auch PRI – alle diese Abkürzungen stehen für einen Anschluss: den Primärmultiplexanschluss. Was hat es damit genau auf sich, und inwiefern eignen sich im Zuge von All-IP-Umstellung und ISDN- und PMx-Abschaltung SIP-Trunks und Voice-over-IP (VoIP) als Alternative?

 

Was unterscheidet Primärmultiplex von ISDN?

PMx-Anschlüsse sind teurer als ISDN-Basisanschlüsse. Von daher und aufgrund ihrer hohen Leitungszahl werden PMx-Anschlüsse vorrangig von Unternehmen genutzt. In Deutschland gab es zu Beginn des Jahres 2019 etwa 100.000 PMx-Anschlüsse. Allerdings gilt PMx als überholt und die Abschaltung der Anschlüsse steht bevor. VoIP und SIP-Trunking sind zukünftig auch die Telefonie-Standards für Unternehmen.

 

Wie funktioniert ein Primärmultiplexanschluss?

Ein durchwahlfähiger PMx-Anschluss besteht aus insgesamt 32 Kanälen, wovon 30 wirkliche Nutzkanäle sind. Neben den Nutzkanälen werden ein zusätzlicher Kanal für die Synchronisierung und ein weiterer Kanal für die Signalisierung benötigt. Ein PMx-Anschluss kann sowohl über eine Kupferdoppelader als auch über eine Glasfaserleitung gelegt werden.

 

Die 30 Nutzkanäle bezeichnet man als B-Kanäle mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von jeweils 64 Kbit/s. Der Synchronisierungs- und der Signalisierungskanal haben ebenfalls je eine Übertragungsgeschwindigkeit von 64 Kbit/s. Zusammen ergibt dies sowohl im Upload als auch im Download brutto eine Datenübertragungsrate von je 2048 Kbit/s, weshalb man den PMx-Anschluss auch als 2-Mbit-Anschluss bezeichnet.

 

Eine höhere Datenübertragungsrate kann durch die Zusammenlegung mehrerer Nutzkanäle eines PMx-Anschlusses erreicht werden. Die sogenannten H-Kanäle verfügen dann über bis zu 1920 Kbit/s Übertragungsgeschwindigkeit.

 

Das für PMx-Anschlüsse verwendete Übertragungsverfahren heißt Zeitmultiplexverfahren (TDM/TDMA). Dabei werden die Kanäle nacheinander in Zeitschlitzen übertragen. Als Zeitschlitz bezeichnet man Zeitabschnitte mit einer genau definierten Länge, in denen jeweils Ressourcen für die Datenübertragung genutzt werden.

 

Aufteilung der Zeitschlitze:

  • Zeitschlitz 0: zur Synchronisation und zur Fehlerbehandlung
  • Zeitschlitz 1 bis 15: reine Nutzkanäle mit jeweils 64 Kbit/s
  • Zeitschlitz 16: zur Übertragung von Daten, mit denen z.B. die ISDN-Telefonanlage gesteuert wird
  • Zeitschlitz 17 bis 31: reine Nutzkanäle

 

Es können also 30 Nutzkanäle in nur einem Multiplexsystem realisiert werden, weshalb hierbei auch von PCM-30 gesprochen wird. Damit ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung möglich, die allerdings verhindert, dass eine zweite Anlage über die gleiche Leitung angeschlossen werden kann. An die örtliche Vermittlungsstelle müsste dann eine Telefonanlage über das Netzabschlussgerät NT2M (auch NTPM, Network Termination for Primary Rate Multiplex Access) angeschlossen werden. Die Verbindungsstelle wird als S2M-Schnittstelle bezeichnet.

 

Der Primärmultiplexanschluss wird als Anlagenanschluss mit einem Rufnummernblock bereitgestellt und kann von Unternehmen jeder Größenordnung in Verbindung mit einer kompatiblen ISDN-Telefonanlage genutzt werden.

 

Primärmultiplex gegenüber SIP-Trunks

Inzwischen telefoniert die Mehrheit der Nutzer nicht mehr über ISDN oder PMx-Anschlüsse, sondern über VoIP und SIP-Trunks. Dazu zählen auch immer mehr Unternehmen, die auf die oftmals günstigeren und leichter skalierbaren Trunking-Tarife von VoIP-Anbietern wechseln. Hierbei ist auch zu klären, ob eine vorhandene TK-Anlage IP-fähig ist, umgerüstet werden kann oder gänzlich durch eine neue IP-Telefonanlage zu ersetzen ist.

 

Beim SIP-Trunking werden sogenannte SIP-Accounts in virtuellen oder klassischen IP-Telefonanlagen eingerichtet. Mehrere Rufnummern oder Rufnummernblöcke können dann auf einen Trunk geschaltet sein. Die Skalierung bleibt flexibel und die Kosten i.d.R. übersichtlich, HD-Telefonie ermöglicht hochwertige Sprachqualität.

 

SIP-Trunking ist nicht nur ein einfacher Ersatz für ISDN und PMx. IP-Telefonie bietet eine Vielzahl an Vorzügen und möglichen Risiken, sowie zusätzlichen Funktionen, für die bei ISDN oder einem Primärmultiplexanschluss schlicht die Voraussetzungen fehlen. Funktionen, wie Faxe online zu verschicken oder Sperrlisten für unerwünschte Anrufer anzulegen, sind oft inbegriffen oder können unkompliziert hinzugebucht werden.